Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de aha, so ist das...: Januar 2011

Montag, 31. Januar 2011

Flächenbrand in Nordafrika?

So ganz spontan denkt man ja: "Gute Sache, die Leute sollen sich gegen ungerechte Regierungen wehren, die nicht wirklich demokratischen Massstäben entsprechen". Die Menschen machen ihrem Unmut Luft, teilweise vermutlich mit nicht unbeträchtlichem persönlichen Risiko. Die Machthaber in Tunesien wurden verjagt, in Ägypten brodelt es heftig und auch in Nachbarstaaten rumort es unter der Oberfläche. Mal schauen, was sich in der Region ergibt. Anders heisst ja bekanntlich nicht zwingend besser. Die Befürchtungen, jetzt könnten in den Ländern die radikalen Islamisten an die Macht kommen, sind wahrscheinlich nicht völlig aus der Luft gegriffen.
Was mich angesichts der Unruhen in Tunesien und Ägpyten beschäftigt: die zwei Länder sind beliebte Feriendestinationen von Herr und Frau Schweizer. Haben wir also jahrelang die Augen zugemacht und unsere Franken in Länder gebracht, in denen die Grundrechte der Bevölkerung systematisch unterdrückt wurden? Irgendwie kein gutes Gefühl.

Donnerstag, 27. Januar 2011

Und wieder mal...

...gibt es eine Breitseite gegen die bösen "Killerspiele". Neben den in der Tat äusserst brutalen - fast alles ist erlaubt, auch auf den am Boden liegenden Gegner einprügeln - Kampf(sport)arten Mixed Martial Arts und Ultimate Fighting hat die Luzerner Regierung wieder mal die Spiele-Industrie im Visier ("im Visier" - wie passend). Gemein haben diese Kampfarten und die Computerspiele eines: man kann es machen oder bleiben lassen.

Als passionierter Gamer gibt es folgendes festzuhalten:

- Kinder sind unbedingt vor gewalttätigen Spielen zu schützen. Dafür gibt es allerdings schon lange die Altersfreigaben, die auf jeder Schachtel prangen. Viele erwachsene Gamer würden es unterstützen, sollten diese Alterslimiten eines Tages rechtlich verbindlich gemacht werden. Heute handelt es sich leider nur um Empfehlungen. Gleiches gilt für die erwähnten fragwürdigen Martials Arts - wer sich als Erwachsener die Birne einschlagen lassen will soll das tun, für Kids muss sowas tabu sein.

- mich und den Grossteil der Gamer ärgert, wie undifferenziert mit dem Begriff "Killerspiel" umgegangen wird. Während es in der Tat abstossende Erzeugnisse mit fürchterlichen Brutalitäten wie Folter oder dem Abschneiden/Absägen/Abschiessen von Körperteilen gibt, verstehen viele Politiker und selbsternannte Experten - die nicht selten noch nie ein solches Spiel selbst ausprobiert haben - darunter auch jegliche sogenannte Shooter wie zum Beispiel die berühmte "Medal of Honor"- oder die "Battlefield"-Serie. Obwohl es gerade bei Kriegs-Szenarien zweifelsohne um das virtuelle Überlisten und Töten von Computergegnern geht, geht es dabei aber nicht um die Lust am Pixelmord, sondern um Geschick und Taktik. Insbesondere in den Mehrspieler-Modi steht gerade auch das Teamwork im Vordergrund, da man nur so gewinnen kann.

Fazit: der Schutz von Kindern und Jugendlichen ist unbestritten. Auch Perversionen am TV oder Computerbildschirm müssen wirklich nicht sein. Wer aber bei dem Thema mitreden will, soll sich entweder fachkundig beraten lassen oder selber Erfahrungen machen. Mit Rundumschlägen erzeugt man warme Luft und kollektives Entrüsten, trägt aber nichts zur Sache bei.

Zum Schluss noch dies: ich bin ein Fan von "Battlefield - Bad Company 2". Ich verabscheue jedoch jegliche Art von realen Waffen und werde entsprechend auch aus Überzeugung ein Ja für die Waffeninitiative in die Urne legen. So viel zum Cliché, Shooter-Spieler seien bekloppte Waffen-Freaks, die sabbernd vor dem PC hocken und nur darauf warten, das am Bildschirm geübte im realen Leben umzusetzen. Das ist in etwa so fundiert wie die Ansicht, dass alle Heavy-Metal-Jünger die dunklen Mächte anbeten und alle Reggea-Freunde schon frühmorgens einen Joint drehen...

Kindergarten

Das gestrige Rundschau-Streitgespräch zur anstehenden (konsultativen) Abstimmung über die Zukunft des AKW Mühleberg hat mir vor allem eines gezeigt: die meiner subjektiven Meinung nach bereits in Sendungen wie der Arena zur Schau gestellte Unkultur des sich gegenseitig ins Wort fallen und Niedermachen des gegnerischen Standpunktes scheint zur politischen Gewohnheit zu werden. Moderator Urs Leuthard hat es treffend gesagt: jegliche Themen mit einigermassen hoher Wichtigkeit (manchmal auch ohne) werden mit an religiösem Eifer grenzendem Einsatz bearbeitet. Es gibt nur schwarz und weiss, nur böse und gut. Sachliche Diskussionen, das Anerkennen von gegnerischen Argumenten - weitestgehend Fehlanzeige. Mir als Stimmbürger kommt bei sowas je länger je mehr die Galle hoch. Aber es hat etwas gutes: dieses Jahr sind Wahlen und somit kann ich entscheiden, wenn ich zu meinem Vertreter in den verschiedenen Gremien bestimme. Die Polterer vom Dienst werden es eher nicht sein.

Samstag, 22. Januar 2011

Chaoten

Dass trotz hohem Wähleranteil nicht jedermann ein Freund der SVP ist, davon kann man mal ausgehen. Was sich aber gestern im Vorfeld des SVP-Veranstaltung im Zürcher Albisgüetli abgespielt hat, ist einfach nur übel. Dass sich wieder mal ein paar vermummte Idioten zusammenrotten und gegen das Establishment protestieren, daran haben wir uns leider gewöhnt. Wenn man aber sieht, wie völlig sinnlos alles zerstört wird, was ihnen in den Weg kommt, ist man geneigt zu glauben, dass es den Leuten nicht um irgend ein Anliegen geht, sondern um das Ausleben ihrer Emotionen. Die Agressionen haben schlussendlich in einem Überfall auf den SVP-Nationalrat Hans Fehr gegipfelt. Auch wenn der Mann nicht meine Sympathie geniesst, aber sowas ist inakzeptabel. Man muss sich nicht mögen, aber man sollte unterschiedliche Standpunkte respektieren. Und jemanden zusammenschlagen, der einem zufällig über den Weg läuft, das geht ja wohl gar nicht. Wie sagt es Gastrednerin Calmy-Rey in ihrer Ansprache: "Wir sind hier, um mit Worten zu kämpfen, nicht mit den Fäusten." Dem ist nichts hinzuzufügen.

Mittwoch, 12. Januar 2011

Neuer Ansatz

Nachdem es wohl als Tatsache einzustufen ist, dass sich RaucherInnen auch von den klaresten Aussagen und ekligsten Bildern auf Zigarettenpaketen nicht von ihrer Sucht abhalten lassen, hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nun reagiert und setzt in der neuen Präventionskampagne nicht mehr auf Abschreckung. Der Verzicht wird nun mit dem Coolness-Faktor versehen und für mein Verständnis gut aufbereitet. So wurde eine Verpackung geschaffen, die einem Zigarettenpäckli ähnlich sieht, aber natürlich keine Glimmstengel enthält. Dafür prangt die fiktive Marke "Smokefree" darauf und innen drin findet man Tipps zum Aufhören. Die sind auch gleich mehrsprachig gehalten, da offenbar Mitmenschen mit ausländischen Wurzeln tendenziell eher mehr rauchen.
Mit gefällt der neue Weg. Bleibt zu hoffen, dass die Kampagne hilft, mehr Menschen den Weg weg vom Tabak zu ermöglichen.

Dienstag, 11. Januar 2011

Amtliche Behinderung

Es scheint unfassbar: ein ausländischer Bürger kassiert Arbeitslosen-Geld, lebt nachweislich im Ausland - und wird trotzdem eingebürgert. Obwohl der ständige Wohnsitz in der Schweiz eine zwingende Voraussetzung für den roten Pass ist und gegen ihn eine Strafuntersuchung läuft. Der Mann - Entschuldigung für den Ausdruck - bescheisst also nicht nur das Gemeindeamt, sondern auch noch die Arbeitslosenkasse. Was so lohnend sein muss, dass er für die monatlichen RAV-Termine extra jedes Mal aus dem Ausland eingeflogen kommt. Gemerkt hat niemand was, weil er nach aussen hin weiterhin eine CH-Adresse als Wohnsitz angibt.
Und jetzt der Clou: damit die Gemeinde die Einbürgerung rückgängig machen kann, wollte sie vom RAV wissen, wann und wie oft er da war. Die dürfen solche Daten aber lediglich an Sozialhilfebehörden, Gerichte, Strafuntersuchungsbehörden, Betreibungsämter und Steuerbehörden rausrücken - nicht aber der Einbürgerungsbehörde. Ergo kommt der Typ wegen solcher juristischen Spitzfindigkeiten davon und lacht sich vermutlich ins Fäustchen...
Natürlich ein Einzelfall und verheerend für alle ehrlichen Einbürgerungswilligen und Arbeitslosen. Nichtsdestotrotz aber ein Ärgernis erster Güte.

Mittwoch, 5. Januar 2011

Holzhammer-Argumente

Ich würde mich als Menschen bezeichnen, der durchaus mit dem Bauch (mit)entscheidet, jedoch primär die Ratio walten lässt. Üblicherweise höre ich mir Argumente an, wäge ab und treffe dann den Entscheid, der mir richtig scheint. So halte ich es auch mit der sogenannten Waffeninitiative, über die wir am 13. Februar abstimmen. Ich hatte mich mit dem Thema schon anlässlich meines Beitrages vom 9. Dezember befasst.
Insofern habe ich durchaus ein Ohr für die Gegener der Inititiative. Wie aber aktuell von der Seite argumentiert wird, lässt mich nur staunen. "Schweizer Werte zerstören?" titelt es vom Plakat. «Wenn Sie beginnen, Waffen einzusammeln, dann heisst das, Sie haben Angst vor dem Volk», meint die Luzerner SVP-Nationalrätin Estermann. Die Eigenverantwortung des Bürgers werde unterlaufen, sagt ein CVP-Nationalrat. SVP-Scharfmacher Amstutz warnt gar davon, dass man rechtschaffene Bürger entwaffne. Fast schon etwas zynisch finde ich die Aussage eines Exponenten (ich finde sie gerade nirgends), dass die Initiative überflüssig sei, da die Anzahl an Suiziden und Tötungsdelikten durch Waffen ja ohnehin rückläufig sei. Und das Killerargument (unpassende Wortwahl in dem Zusammenhang) ist dieses: die Schützen-Szene sei gefährdet...
Ich wähne mich teilweise in den USA, da kommen seitens der mächtigen Waffenlobby NRA ähnliche Sprüche. Um Himmels Willen: was für einen Schweizer Wert zerstören wir denn, wenn man Waffen - potentiell todbringende Werkzeuge - registrieren muss? Für mich ist es keineswegs ein Zeichen von Misstrauen gegenüber dem Volk, wenn man sich für die Initiative entscheidet. Schliesslich hat ja nicht das "Volk" eine Waffe zuhause, sondern explizite Zielgruppen wie Jäger, Sportschützen und, last but not least, Armeeangehörige. Ich schätze jetzt einfach mal, dass mehr Leute keine Knarre zuhause rumliegen haben (mir käme so ein Ding nie ins Haus). Und das man mit dem Gesetz die Kriminellen nicht erreicht: echt wahr, wer hätte das gedacht.
Mir stellt sich die Frage, ob angesichts der Initiative - die recht breit abgestützt ist - bei der Argumentation nicht etwas die Verhältnismässigkeit verloren geht. Würden es nicht die selben Leute ganz ok finden, wenn man gefährliche Hunde verbietet oder zumindest die Zulassung einschränkt? Hat jemand etwas dagegen, wenn gefährliche Stoffe im Essen verboten werden? Finden es nicht die meisten Leute sinnvoll, dass Gurte in Autos Pflicht sind? Was das alles miteinander zu tun hat? Es geht um Massnahmen, potentiell gefährliche Gegenstände und Situation so weit wie möglich zu entschärfen. Nicht anderes tun wir, wenn wir am 13. Februar über die Waffeninitiative abstimmen. Und, mit Verlaub, ob dadurch für ein paar Schützenvereine das Leben etwas schwerer wird oder nicht, ist mir so ziemlich egal. Der Schutz des Lebens hat Vorrang - immer.

Sonntag, 2. Januar 2011

Kosovo im Rampenlicht

Im Auftrag des Europarates hat sich der Schweizer Parlamentarier Dick Marty daran gemacht, Licht in dunkle Seiten des kosovarischen Geschichtsbuches zu bringen. Die Resultate haben letzten Monat für einiges Aufsehen gesorgt. So wird dem heutigen Ministerpräsidenten und früheren UCK-Anführer Hashim Thaçi vorgeworfen, mitverantwortlich für einen illegalen Organhandel während des Krieges in Ex-Jugoslawien gewesen zu sein. Wie sich gezeigt hat, sind die Vorwürfe alles andere als neu: schon Carla del Ponte ist offenbar zu ähnlichen Resultaten gekommen. Entsprechende Hinweise liegen gemäss Marty seit zehn Jahren vor, allerdings ist dem offenbar nicht eben gründlich nachgegangen worden.
Dass die kosovarische Regierung nicht "amused" reagiert, kann man nachvollziehen. Insbesondere der beschuldigte Thaçi fährt nun grobes Geschütz auf: Marty sei ein proserbischer Rassist und vergleicht ihn mit Hitler's Propagandaminister Goebbels. Ob die Anschuldigungen wahr sind oder nicht, Thaçi trägt mit solchen Verbalattacken sicher nicht unbedingt zur Stärkung seiner Glaubwürdigkeit bei. Und seinem noch recht jungen Staat - der von der Schweiz als eines der ersten Länder nach der Abspaltung von Serbien anerkannt wurde - tut er einen Bärendienst. Zum einen ist Marty nun wirklich nicht unbedingt als Schaumschläger und Schwätzer bekannt. Zum anderen handelt er ja nicht aus PR-Gründen, um selbst etwas im Rampenlicht zu stehen, sondern im Auftrag des Europarates.
Nun, man darf gespannt sein, ob Marty seine doch erheblichen Vorwürfe auch mit wasserdichten Fakten untermauern kann. Und ob die Öffentlichkeit diese Beweise auch zu Gesicht bekommen wird.