Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de aha, so ist das...: April 2011

Mittwoch, 27. April 2011

Übel

Sie erinnern sich noch an die Plakatkampagen der SVP anlässlich der HarmoS-Abstimmungen? Die beiden weinenden Kinder, die uns suggerieren sollten, dass alle Rabeneltern sind, welche ihre Kinder für zwei Jahre in den Kindergarten schicken? Eine Praxis, die notabene in vielen Kantonen der Schweiz die Norm ist. Toll war ja auch der Titel: Schulzwang für 4-Jährige. Die Leute hatten offenbar keine Kids im Kindergarten. Sonst wüssten sie, dass das nun echt nichts mit Schule zu tun hat. Zum Thema Basisstufe kann man ja noch geteilter Meinung sein, auch wenn die bisherigen Erkenntnisse eher dafür sprechen.
Wie auch immer. Jedenfalls steht bei uns im Kanton Luzern eine vermeintlich harmlose (aha, klingt wie HarmoS) Abstimmung mit dem Titel "VBG-Revision" (Volksschulbildungsgesetz - was für ein Wort). Das wichtigste an der Vorlage: die Gemeinden werden verpflichtet, den zweijährigen Kindergarten anzubieten oder eine altersgemischte Basisstufe zu führen. Wohlgemerkt: verlangt wird nur das Angebot seitens der Gemeinde. Die Eltern entscheiden frei, ob sie ihr Kind ein oder zwei Jahre in die Vorschule schicken möchten. Der Kanton erhöht seinen Anteil an den Betriebskosten, wodurch die Gemeinden nicht unwesentlich in ihren Finanzen entlastet werden. Für mich ein Ansatz auf einem ziemlich tiefen gemeinsamen Nenner, aber immerhin.
Ein überparteiliches Komitee (ganz so überparteilich ist es wohl nicht - ausser SVPlern sind gemäss Flyer gerade mal zwei CVPler im Komitee) nutzt nun wieder das och-die-armen-Kinder-weinen-weil-man-ihnen-Böses-tun-will-Motiv, um gegen die Vorlage zu opponieren. Auch wenn ich die Argumente für völlig an den Haaren herbeigezogen halte, darf natürlich jeder seine Meinung haben. Mich nervt nur tierisch, dass die Leute wieder dieses unsägliche Plakatmotiv ausgegraben haben, mit Emotionen spielen und die Befürworter der Vorlage (im Parlament war das immerhin eine satte Mehrheit) wie Kinderquäler wirken lassen. Da fühle ich mich irgendwie persönlich angesprochen. Und das mag ich nicht sonderlich. Echt übel, wie hier wieder mal politisiert wird.

Donnerstag, 21. April 2011

Mittwoch, 20. April 2011

Discount-Bremse

Wer hätte gedacht, dass sich ein FDP-Vertreter - gemeinhin eher auf der Linie der Wirtschaft zu finden - öffentlich für ein Moratorium einsetzt, dass den Bau von Einkaufszentren auf der grünen Wiese zumindest aussetzen will? Otto Ineichen, rühriger FDP-Nationalrat und Gründer von Otto's stellt sich mit der Forderung in einen ziemlich kalten Wind, der ihm da von seinen Parteikollegen entgegenbläst. Sukkurs erhält er lediglich von mehreren Vertretern der SP und der Grünen sowie von Martin Bäumle, Präsident der Grünliberalen.
Der Mann hat - man möge mir den Ausdruck nachsehen - ganz schön "cojones" . Immerhin legt er sich nicht nur mit Aldi, Lidl und Konsorten an, sondern spuckt auch seinem Sohn in die Suppe, der heute sein Lebenswerk Otto's führt - und an sich gerne expandieren würde.

Und weil es so unterhaltsam ist...

...hier wieder mal Geschichten aus meinem Wohnkanton Luzern. Dem wackeren Pfarrer Ernst Heller ist aufgefallen, dass bei einzelnen arabischen Airlines vor dem Abflug gebetet wird. Und er kommt dabei zur Forderung, dass auch wir - ich schätze mal er meint damit die Katholiken oder die Schweizer mit christlichem Hintergrund im Allgemeinen - endlich Farbe bekennen und zu unserem Glauben stehen sollen: die Swiss soll vor jedem Start ein christliches Gebet abspielen. Pikant dabei: selbst das Bistum Chur reagiert zurückhaltend und gibt zu bedenken, dass ein aufgezwungenes Gebet im Flugzeug viele Passagieren stören könnte und unsere multireligiöse Gesellschaft an sich nicht respektiert würde. Dass die Swiss nicht eben entzückt ist, versteht sich. Amen.

Dienstag, 12. April 2011

Beben in Luzern

Man darf schon von einem mittleren politischen Beben reden, wenn die CVP - im Kanton Luzern bisher das Mass der Dinge - bei den Kantonsratswahlen 2011 satte 15% verliert. Noch schwerer trifft es die FDP, welche gleich um 20% einbricht. Markant zugelegt hat dafür die SVP, welche von 23 auf 27 Sitze aufstocken kann. Der eigentliche Kracher war - einmal mehr - die glp. Nachdem sie bereits in anderen Kantonen stark abgeschnitten hatten, konnten sie nun auch im konservativen Kanton Luzern einen Blitzstart hinlegen und mit sechs Sitzen gleich Fraktionsstärke erreichen.
Die Mitteparteien erweisen sich gleich nach dem Wahltag als nicht eben gute Verlierer. Die FDP redet von "Pseudo-Lösungen", die CVP sieht im Programm der Grünliberalen 90 Prozent der eigenen Inhalte. Der abgewählte Hilmar Gernet hält die glp für eine "Wundertüte". Nun ja, wenn damit gemeint ist, dass die CVP ihr blaues Wunder erlebt hat, dann kommt das wohl hin.

Samstag, 9. April 2011

Kampf der Mitte

Na das war doch wieder mal eine Arena, die mir als Fernsehkonsument und Wähler auch etwas gebracht hat. Sonja Hasler hat den Vertretern von CVP, FDP, BDP und Grünliberalen auf den Zahn gefühlt und versucht herauszuschälen, wo denn eigentlich die Unterschiede bei diesen Parteien liegen, die sich alle irgendwie in der Mitte sehen.
Wir wissen nun also: CVP und BDP verhalten sich in Sachgeschäften fast deckungsgleich, die FDP ist - wenig überraschend - deutlich wirtschaftsliberaler als die anderen und die glp bewegt sich ebenfalls ziemlich in der Mitte (eher etwas links davon) mit starkem Ausschlag bei Öko-Themen. Letzteres hilft vielleicht den Uninformierten und Skeptikern, welche die Grünliberalen als Splitterpartei der Grünen bzw. ganz weit im linken Lager gesehen haben.
Souverän fand ich Urs Schwaller von der CVP und Martin Bäumle von der glp. Bezeichnend waren - einmal mehr -  Verhalten und Taktik von SVP-Vertreter Lukas Reimann. Anstatt der Gesprächsleiterin eine klare Antwort auf ihre Frage zum Thema AKWs zu geben, lenkte er vom Thema ab und unterstellte alle anderen (Mitte)Parteien Inkonsequenz, Wankelmütigkeit und "Wischiwaschi". Natürlich verteilte er gleich noch Rundumschläge zum einzigen SVP-Thema überhaupt: EU/Ausländer. Entsprechend cool fand ich die Reaktion von glp-Bäumle, der die Strategie gleich durchschaute und punktgenau anmerkte, dass Reimann schlicht nicht auf das Thema eingehen wollte. Was hätte er auch sagen soll? Energiepolitik ist halt komplex und lässt sich nicht holzschnittartig darstellen.

Donnerstag, 7. April 2011

Waschmaschinen und so

Ein witziger und zum Nachdenken anregender Beitrag von Titus. Ausserdem mit einem wie immer interessanten und unterhaltenden Video über einen Vortrag des schwedischen Professors Hans Rosling. Wer den Mann noch nie gesehen und gehört hat, weiss nicht wie spannend Wissenschaft und Statistik sein können.

Warum wir keine Windkraft brauchen

...und weiterhin auf Atomstrom setzen sollten. Natürlich ist das nicht ernst gemeint und man kann darüber lachen.
Mir bleibt allerdings jedesmal das Lachen im Hals stecken, wenn ich die Grünen gegen AKWs reden höre, die gleichen Exponenten dann aber zugleich vehement gegen Windräder oder neue Wasserkraftwerke wettern. Ja was denn nun? Wie war das doch noch mal: ich brauche keine AKWs, bei mir kommt der Strom aus der Steckdose. Genau.
Für alle, die des Englischen nicht mächtig sind hier noch eine Übersetzung des Cartoons. Bild 1: Windanlagen machen viele Lärm. Bild 2: Manchmal fliegen kleine Vögelchen in die Rotorblätter. Bild 3: Es wurden schon Menschen durch zerbrochene und herumfliegende Rotorblätter getötet. Bild 4: Eindeutig, Kernenergie ist sicherer!

Sonntag, 3. April 2011

Zürich hat gewählt

Das war nun allerdings ein Tag voller Überraschungen. Nicht nur wurde CVP-Regierungsrat Hollenstein ziemlich unerwartet abgewählt und durch einen Vertreter der Grünen ersetzt. Auch mit den sechs Sitzen der BDP hat man wohl eher nicht gerechnet. Als (nicht völlig überraschende) Sensation muss man den Vormarsch der Grünliberalen bezeichnen, welche ihren Wähleranteil fast verdoppeln konnten. Man darf gespannt sein, wie sich die Situation in einer Woche im Kanton Luzern präsentieren wird. Ob es die neuen Mitteparteien auch in der Zentralschweiz schaffen werden?